Was muss geschehen, das die Elektronikfertigung in Europa bleibt? Wie müssen Prozesse, Automatisierungsvorhaben, EMS-Bestellungen und die Betreuung des Kunden gestaltet werden? Umfangreiche Antworten zum Thema „Zukunft der Elektronikfertigung in Europa“ gab es am 22. Mai 2019, bei der Firma Zollner Elektronik AG in Zandt.
> Erschienen in: Cluster Mechatronik & Automation (Web)
Kunden, Anfragen, Bestellungen und Produktionsmeetings beherrschen den EMS-Alltag. Das Tagesgeschäft gibt den Takt vor. In guten Phasen – wie 2018 – zeigt sich aber auch, wo Nachjustierungen notwendig sind, um bei einer schwächeren Konjunktur gut aufgestellt zu sein.
Die Fussball-Bundesliga war spannend wie lange nicht. Die besten Kombinationen aus Trainer, Spielern, Strategie und Organisation haben sich durchgesetzt. Nun analysieren die Vereinsmanager, was gut und was schlecht gelaufen ist, um die alten Fehler in der kommenden Saison nicht noch einmal zu machen. Der Grundsatz von Bundestrainerlegende Herberger gilt noch immer: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“
Dieses Mantra sollten wir auch in der Elektronikindustrie übernehmen. Die EMS-Topsaison 2018 mit einem hervorragenden EMS-Produktionsvolumen von mehr als 7 Mrd. Euro in Deutschland gehört der Vergangenheit an. Experten wie Dieter G. Weiss, geschäftsführender Gesellschafter von Weiss Engineering und Analyst von in4ma Marktstatistiken & Analysen gingen zwar Anfang 2019 noch von einem weiteren, wenn auch abgeschwächten Anstieg für 2019 aus, aber die Gesamtkonjunktur scheint sich jetzt abzuschwächen. So korrigiert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seine Wachstumsprognose für 2019 nach unten.
Was heißt dies nur für das Management der EMS-Unternehmen? Wie bereiten sich die Unternehmen auf den weiteren Verlauf der Konjunktur vor? Müssen Spielstrategien, Spieler, Trainer… pardon, müssen Unternehmensstrategien, Mitarbeiter, Manager, Maschinen etc. optimiert oder vielleicht ausgetauscht, verstärkt oder verändert werden? Fakt ist, nach einem Erfolgsjahr wie 2018 ist eine Analyse seitens des Unternehmensmanagements wichtig und richtig.
Diese Fragen zu beantworten, ist mit Sicherheit im Tagesgeschäft eines EMS-Dienstleisters eine schwierige Aufgabe. Grundsätzlich wird jeder Unternehmensverantwortliche ein gewisses Bauchgefühl haben, was gut oder schlecht lief. Doch wie objektiv ist dieses Bauchgefühl? Frage ich heute Manager von EMS-Dienstleistern, so bekomme ich ganz unterschiedliche Einschätzungen über den Verlauf des zukünftigen Geschäftsjahres. Gleiches gilt, wenn ich nach einer Einschätzung des Konjunkturhochs der letzten Jahre fragen. Im Falle einer negativen Einschätzung erhalten ich oft auch gleich eine Begründung für diese Einschätzung, verbunden mit dem Konjunktiv, was man machen müsste. Wie wir alle wissen, wird aus dem Konjunktiv Realität, wenn über die umzusetzenden Maßnahmen Klarheit besteht.
Die Vogelperspektive eines Externen kann hier sehr hilfreich sein. Im Fußball übernehmen die Fans diese Aufgabe sowie ein Heer an Journalisten. Externe Experten, die die EMS-Branche kennen, können auch etablierten Unternehmen helfen, eine genaue Analyse der eigenen Performance zu erstellen und daraus Maßnahmen abzuleiten, um in der laufenden Konjunktur, egal ob sie ansteigt, stagniert oder sich abschwächt, weiterhin sehr gut zu wirtschaften. Wichtig dabei ist es, dass diese Experten selber in einem Fertigungsunternehmen Erfahrungen gesammelt haben, die Details der EMS-Branche kennen und sehr genau wissen, dass beispielsweise auch Einkauf, Produktionsplanung, Materialwirtschaft, Auftragsquoten oder Liefertermintreue entscheidende Stellschrauben für eine erfolgreiche nächste Spielzeit sein können.
Internes Unternehmenswissen und externes Branchenwissen können Maßnahmen entwickeln, die die Produktionseffizienz erhöhen und das Unternehmen fit mache – unabhängig davon, wie die Konjunktur eingeschätzt wird. Und wie in der Fußballsommerpause das Tagesgeschäft Fußball ruht, können Workshops, zur Analyse des eignen Unternehmens, außerhalb von Büro und Tagesgeschäft wichtig und zielführend sein. Denn Herbergers „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ heißt auch, sich Zeit für die richtige Analyse und Vorbereitung zu nehmen. In diesem Sinne, nehmen sie sich Zeit.
Hintergrund: Perzeptron berät seit über 20 Jahren Unternehmen der Elektronikindustrie von der Neukunden-akquise über den Einkauf bis zur Produktionssteuerung. Die Akquise von Kundenaufträgen, der Einkauf und die Materialwirtschaft in Zusammenhang mit der Fertigungsplanung und Fertigungssteuerung sind weit mehr als ein rein operatives Geschäft. Damit wieder mehr Zeit bleibt für Strategie, begleitet Perzeptron Unternehmen bei der Weiterentwicklung innerbetrieblicher Abläufe.
Ziel dabei ist die systematische Implementierung effizienter Arbeitsabläufe und die Etablierung eines transparenten Wissens- und Informationsmanagements. Perzeptron begleitet die Kunden bei der internen Prozessoptimierung und der Minimierung von Kalkulations- und Auftragsdurchlaufzeiten bis hin zur Optimierung von Kapitalbindung und Lieferfähigkeit.
> Erschienen in: Elektronik Praxis (PDF)
Die Pro Design Electronic GmbH führte im Herbst 2018 die Software Materialwirtschaft im Gleichgewicht (MiG), mit dem Ziel einer noch effizienteren Arbeits- und Produktionsplanung, ein. Nach einem knappen halben Jahr ziehen die Verantwortlichen aus Materialwirtschaft, Arbeitsvorbereitung und Vertrieb ein Fazit.
Der Artikel wurde hier veröffentlicht vom Magazin Elektronikpraxis.
Eine effizientere Produktionsplanung, gerade in Zeiten einer sehr guten Auftragslage war ein lang ersehntes Ziel von Pro Design. „Gerade wenn der Vertrieb viele Aufträge gewinnt, steigt der Druck auf alle nachgelagerten Abteilungen. Einkauf, Materialmanagement, Arbeitsvorbereitung und auch die Produktion haben den Druck durch die positive Auftragslage gespürt“, erinnert sich Werner Fischhaber, Leiter des Qualitäts- und Prozessmanagements. René Dösinger, Leiter der Arbeitsvorbereitung, erinnert sich ebenfalls, wie der interne E-Mailverkehr stark anstieg, da unterschiedlichste Abteilungen Informationen suchten oder im Gießkannenprinzip wichtige Informationen streuten, in der Hoffnung, dass der richtige Ansprechpartner die Information erhält.
„Intern waren unsere Kommunikationswege klar, aber durch den Druck vom Kunden und die steigende Auftragslage wurde es immer schwerer diese Kommunikationswege einzuhalten“, so Fischhaber. Christine Schwegler, Key Account Managerin, bestätigt:“ Unsere Kunden standen ebenfalls unter einem gehörigen Lieferdruck. Dies war erkennbar, da die Anzahl der Anrufe, in denen Kunden wissen wollten, ob die Produktion schon gestartet wurde, anstiegen. Und natürlich möchte man hier als Vertrieb auch eine Antwort geben und begibt sich auf die Informationsrecherche.“ Kurzum, eine Lösung musste her.
In diesem Zuge erinnerte sich Fischhaber an einen Fachartikel über MiG und einen zurückliegenden Besuch eines Bestückerfrühstück des Clusters für Mechatronik und Automation, an dem Andreas Koch, geschäftsführender Gesellschafter der Perzeptron GmbH, MiG vorstellte. Mitte 2018 nahm Fischhaber dann Kontakt zu Perzeptron auf und MiG wurde im Herbst installiert. „Der Einkauf war hierbei federführend. Wir wollten das Spannungsfeld zwischen Abteilungen abbauen und die E-Mailfluten mit Materialnachfragen aus der Produktion reduzieren“, erklärt Fischhaber. Bevor MiG implementiert wurde, wurden zusammen mit dem Einkauf sowie der Arbeitsvorbereitung und der Prozessleitung die internen Strukturen und Prozesse analysiert. „Dabei konnten wir weitere Ziele ableiten. So sollte es möglich sein, dass alle Abteilungen einen einheitlichen Überblick über die aktuelle Materialsituation gewinnen. Ebenfalls sollten die bestehenden Lagerbestände reduziert werden“, erinnert sich Markus Renner, geschäftsführender Gesellschafter der Perzeptron GmbH. Renner führte den Workshop mit Pro Design vor Ort durch. Im Anschluss an diese Zieldefinierung wurde MiG im September installiert. Die Vernetzung des lokalen ERPs mit MiG erfolgte dabei problemlos.
Schon nach kurzer Zeit konnten die Verantwortlichen von Pro Design die ersten positiven Entwicklungen erkennen. „Da alle Beteiligten nun auf den gleichen Informationsstamm zurückgreifen und sich die notwendigen Informationen selbstständig besorgen können, ist der interne E-Mailverkehr um ca. 80% zurückgegangen“, so Dösinger. Die gesamte Produktionsplanung hat sich vereinfacht, da auf Grund der graphischen Darstellung der Bauteilsituation Entscheidungen schneller und einfach getroffen werden können. Bauteilengpässe oder Fehlbestellungen werden frühzeitig erkannt, so dass eine angemessene Reaktion durch den Einkauf möglich ist. Des Weiteren konnte innerhalb der ersten sechs Monate der Bauteillagerbestand reduziert werden. „Dank MiG können wir jetzt dem Kunden auch sehr leicht sagen, ob seine Produktion schon gestartet wurde oder nicht. Dies führt natürlich auch zu einer erhöhten Kundenzufriedenheit“, bestätigt Schwegler auch die positive Entwicklung für den Vertrieb.
Die deutlichsten Veränderungen waren aber im Einkauf zu sehen. „Der Einkauf hat jetzt eine kompakte Übersicht zu den diversen Materialfragen, wie beispielsweise die geplanten oder zugesagten Liefertermine, voraussichtliche Lagerbestände, bestellte und gelieferte Bauteile usw. Daraus ergab sich, dass der Einkauf jetzt wieder agiert und nicht mehr nur reagiert“, so Fischhaber. Doch neben diesen positiven Entwicklungen sind noch einzelne Aufgaben offen. So muss der Vertriebsaußendienst noch aktiv in MiG eingebunden werden.
„Gerade in Zeiten von starken Auftragseingängen werden die Bereiche erkennbar, in denen Unternehmen sich weiter optimieren müssen. Pro Design hat genau erkannt, an welchen Stellschrauben gearbeitet werden muss und hat daraus Rückschlüsse und Maßnahmen abgeleitet. Dies muss hervorgehoben werden und wir stellen fest, dass Pro Design in kurzer Zeit schon sehr gut mit MiG arbeitet. Alle Beteiligten haben den Nutzen der Software für ihren Arbeitsbereich verstanden“, hebt Renner hervor. Dies lässt sich auch an den internen MiG-Meetings feststellen. „Zum Start haben wir uns wöchentlich zusammengesetzt und uns über die Arbeit mit MiG ausgetauscht. Mittlerweile finden diese Meetings nur noch monatlich statt. MiG wird mehr und mehr zu einer Selbstverständlichkeit in unserem Unternehmen“, unterstreicht Fischhaber.
> Mehr Informationen über MiG – Materialwirtschaft im Gleichgewicht
Der Fachkräftemangel in der Elektronikindustrie in Deutschland ist eines der beherrschenden Branchenthemen. Volle Auftragsbücher und eine immer noch hohe Marktnachfrage zwingen Elektronikfertiger zum Einstellen von branchenfremdem Personal und Quereinsteigern oder zur Ausbildung von jungem Personal. Um diese Mitarbeiter als auch die Bestandsmitarbeiter gerade im Einkauf wertig einzusetzen, hat die Perzeptron GmbH eCalc entwickelt.
- Markus Renner, Geschäftsführer Perzeptron GmbH
- Perzeptron eCalc Software
„In den letzten Jahren wurden wir immer wieder von unseren Kunden gefragt, ob wir nicht fachkundiges Personal für die Elektronikfertigung kennen, dass den Arbeitgeber wechseln möchte. Unsere Kunden wissen, dass wir gerade in der EMS-Branche gut vernetzt sind und erhofften sich dadurch, ihren Fachkräftbedarf aufzustocken“, erinnert sich Markus Renner, geschäftsführender Gesellschafter der Perzeptron GmbH. Doch Renner und sein Team konnten hier wenig Unterstützung leisten. Zum einen stand es außer Frage, von andere Kunden Mitarbeiter abzuwerben und zum anderen gab es auch keine Arbeitnehmer, die über einen Jobwechsel nachdachten. Der Markt war und ist schlichtweg leer.
Trotzdem ließen die Anfragen nach Fachkräften Renner nicht los. Dabei entstand die Idee, die vorhanden Fachkräfte auf Kundenseite effizienter einzusetzen. Gerade beim täglichen Arbeiten mit den Einkaufsabteilungen der Kunden, sah Perzeptron viel brachliegendes Potential. „Aufgrund der guten Auftragslage und der vollen Auftragsbücher haben viele unserer Kunden nicht nur einen hohen Druck in der Produktion, sondern auch beim Einkauf von Bauteilen und Leiterplatten.
Da die gesamte Branche diese hohen Nachfragen hatte, stehen viele Einkaufsabteilung in Konkurrenz zu allen anderen nachfragenden Unternehmen auf dem Markt“, so Renner. Hinzu kam die Bauteilverknappung im internationalen Markt, die zu einem weiteren Anfrage- und Organisationsaufwand führte. „Zu dem Druck, die richtigen Bauteile, in der richtigen Quantität, zum richtigen Zeitpunkt und zu besten Preis einzukaufen kamen auch immer wieder Engpässe in den laufenden Produktionen. Hier gilt es dann schnell zu handeln, um Liefertermine einhalten zu können“, erinnert sich Renner weiter. Dies führte oftmals in den Einkaufsabteilungen zu einem hohen Stressfaktor, bei dem die interne Kommunikation oftmals auf der Stecke blieb. „Wir haben Kunden, die plötzlich einen hohen Krankenstand hatten, da Einkäufer schlichtweg überarbeitet und überfordert waren“, führt Renner aus.
Um die bestehenden Einkaufskapazitäten bei dem anhaltenden hohen Erfolgsdruck effizienter einzusetzen entwickelt Perzeptron die Software eCalc. Durch eCalc wird die Anfrageerstellung und Angebotsverarbeitung automatisiert. „Dadurch kann sich der Einkäufer in der Zwischenzeit auf andere Anfrage oder ein anderes Angebot konzentrieren“, erklärt Renner. Dabei erfolgt die Verarbeitung in standardisierten Schritten. Nach Sichtung der Daten können mit eCalc innerhalb kürzester Zeit LineCard-bezogene Anfragen vollautomatisch an die Bauteillieferanten versendet werden und die Verarbeitung der eingehenden Angebote erfolgt anschließend ebenfalls automatisch. Das Ergebnis ist eine Kalkulation, die sowohl für eine als auch für mehrere Stücklisten mit unterschiedlichen Staffelmengen erstellt werden kann. In dieser Kalkulation sind alle vorhandenen Informationen wie Preise, Lieferzeiten, Verpackungseinheiten, Mindestbestellmengen usw. enthalten und ermöglichen einen leichten Vergleich. „Wir können als Beratungs- und Softwareunternehmen den Fachkräftemangel in der Elektronikfertigung nicht beheben. Aber wir können mit intelligenten Werkzeugen und neuen Arbeitsprozessen die vorhandenen Ressourcen effizienter einsetzen. eCalc kann die Auswirkungen des Fachkräftemangel reduzieren, das haben die ersten Einsätze in Fertigungsunternehmen gezeigt“, erklärt Renner.